1. Zielgruppe und Ansatz
Anita Lettink richtet sich in "Equal Pay for Equal Work" primär an ein internationales Publikum, insbesondere an Führungskräfte und HR-Professionals, die ein praktisches Framework zur Implementierung von Gehaltstransparenzprogrammen suchen. Ihr Buch kombiniert theoretische Grundlagen mit einer klar strukturierten Schritt-für-Schritt-Anleitung, die auf Praxisbeispielen wie dem fiktiven Unternehmen Solar Corp basiert. Dabei werden Themen wie Marktpreisbildung, interne Stellenarchitektur und rechtliche Anforderungen global betrachtet.
Stefan Waschmann wendet sich in "Fair Pay" explizit an ein deutschsprachiges Publikum und adressiert die spezifischen Anforderungen und Herausforderungen der EU-Lohntransparenzrichtlinie. Sein Ansatz ist stark analytisch und betont die Notwendigkeit diskriminierungsfreier, strukturell belastbarer Gehaltssysteme. Er legt Wert auf die Integration von komplexen Bewertungsmechanismen und deren Anwendung auf tariflich geprägte Arbeitsmärkte, insbesondere in Mitteleuropa.
2. Methodik und Tiefe
Anita Lettinks Buch bietet eine leicht verständliche Einführung in die Konzepte der Lohngerechtigkeit und Pay Transparency. Ihre Methodik ist pragmatisch und auf die Umsetzbarkeit in Unternehmen ausgelegt, wobei sie auf detaillierte technische Modelle verzichtet. Dies erleichtert den Zugang, kann aber für tiefergehende Analysen weniger geeignet sein.
Stefan Waschmanns Werk hingegen ist tief in analytische Verfahren verankert. Er untersucht detailliert die Schwächen und Potenziale aktueller Systeme, insbesondere summarische und analytisch-punktebasierte Verfahren, und bietet Lösungen wie das Stufenwertverfahren an. Seine Auseinandersetzung mit Gewichtungen und diskriminierungsfreien Kriterien ist besonders nützlich für Organisationen, die eine strukturelle Reform ihrer Gehaltssysteme planen.
3. Kontextualisierung
Lettink setzt den Fokus auf globale Trends und rechtliche Entwicklungen, wie sie sich in der EU und darüber hinaus abzeichnen. Ihr Buch betont die Rolle von Transparenz als Schlüsselfaktor für Vertrauen und Unternehmenskultur.
Waschmann arbeitet stark kontextualisiert mit Bezug auf den mitteleuropäischen Markt und spezifische Herausforderungen wie Tarifverträge und die Diskriminierung in traditionellen Bewertungssystemen. Seine Perspektive ist stärker gesellschaftlich und politisch geprägt und betont die Rolle von Fair Pay in der modernen Arbeitswelt als Antwort auf den Fachkräftemangel.
4. Praxisnähe und Vision
Lettinks Buch wirkt als Inspirationsquelle und Leitfaden für Organisationen, die noch am Anfang ihrer Reise hin zu Pay Transparency stehen. Ihre klare Struktur und die verständliche Sprache machen es besonders für Einsteiger wertvoll.
Waschmann bietet eine umfassende Vision für die Zukunft von Gehaltssystemen und fordert mutige Schritte, um die EU-Vorgaben nicht nur zu erfüllen, sondern darüber hinauszugehen. Sein Werk ist besonders geeignet für Expert:innen, die tiefergehendes Wissen und detaillierte Umsetzungsstrategien suchen.
Fazit
Die beiden Werke ergänzen sich in ihrer Herangehensweise. Während Lettink einen breiten und praxisorientierten Zugang bietet, liefert Waschmann eine vertiefte und technikzentrierte Analyse. Unternehmen, die sowohl eine praktische Einführung als auch fundierte technische Expertise suchen, profitieren davon, beide Perspektiven zu kombinieren.
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